Die Gefahren beim Freediving

Das Freediving hat zwar seine Gefahren ist aber erst einmal ein sehr sicherer Sport – soviel muss erst einmal gesagt sein. Auch im Vergleich zu anderen Wassersportarten – wie zum Beispiel auch das Gerätetauchen – ist das Tauchen auf einem Atemzug wesentlich weniger anfälliger für Unfälle. Wir Apnoetaucher betonen die Sicherheit beim Freediving eben in allen Ausbildungsbereichen. Das hat dann folgende, positive Auswirkungen:

  1. Du bist dich der Gefahren bewusst.
  2. Du kannst diese sehr gut antizipieren und dich darauf vorbereiten.
  3. Als ausgebildeter Taucher erkennst du, wenn etwas nicht so läuft, wie es sein soll.
  4. Und wenn es dann doch – trotz aller Anstrengungen diese Gefahrensituationen zu vermeiden – passieren sollte: Du weißt du wie zu reagieren ist.

Entgegen der vielleicht weit verbreiteten Meinung, dass das Freediving gefährlich ist, stelle ich immer sehr gerne die Behauptung auf, dass es das eigentlich nicht ist. Zugegeben es sieht sehr spektakulär aus, wenn man Athleten neue Rekorde aufstellen. Der ein oder andere hat in diesem Zusammenhang vielleicht schon einen „Black Out“ gesehen. Oder sich gedacht „Oh Gott ich wäre dabei schon lange gestorben“. Und da liegt auch schon mein erster Punkt.

Unterschied: Freizeitsport und Extremsport

Es gibt nämlich einen gewaltigen Unterschied auch beim Thema Gefahren im Freediving bei den Varianten Freizeitsport und Extremsport. Und das hat im Wesentlichen mit den „Typ-Menschen“ zu tun, der da taucht. Wie meine ich das? Jemand der sich „nur“ die Fische anschauen will, seinen Körper besser kennenlernen will und sich aus Abenteuerlust und Neugierde an das Apnoetauchen wagt, der wird sich nicht in Gefahr begeben. Das ist ja auch klar. Es gibt da keinen Vorteil an seine Leistungsgrenze zu gehen. Es ist unangenehm und man kann dann auch nicht viele Tauchgänge machen: Man würde also weniger sehen. Diese Leistungsgrenze liegt aber durchaus höher, als ein unausgebildeter Taucher jetzt vielleicht denkt. Der Körper kann sich nämlich an sehr verschiedene Situationen gewöhnen. Und durch Training lassen sich kardiovaskuläre und respiratorische Effekte so trainieren, dass sich dieser Bereich problemloser betauchen lässt. Das ist dann auch mit wesentlich weniger Gefahren verbunden: Sporttauchen eben.

Athleten und Extremsportler – wie man sie vielleicht in den Medien gerne mal sieht bringen sich absichtlich an diese „Grenze der Leistungsfähigkeit“. Und dass müssen sie leider ja auch. Denn tun sie es nicht, dann springen die Sponsoren ab, ist die erhoffte Werbewirkung nicht gegeben, man hat weniger Fernsehauftritte und kann sich dann vielleicht nicht gegen seine „Tauchlehrer Konkurrenten“ durchsetzen. Klar, dass dann welche diese Leistungsgrenze überschreiten.

Natürlicher Weise sind die Sicherheitsvorkehrungen bei Wettkämpfen und Weltmeisterschaften sehr hoch. Nicht nur deswegen sind die Unfallzahlen im Apnoetauchen sehr gering und Rückläufig nach offiziellen AIDA Unfallstatistiken.

Beispielsweise tauchen die japanischen und koreanische Ama (tauchende Frauen) seit über 2000 Jahren vollkommen unfallfrei. Natürlich gelingt das nur mit klaren Regeln für Tiefenbegrenzungen, Tauchzeiten, Kälteschutz- Erholungs- Qualifizierungsregeln.

Aber keine Angst. Lernst du das Apnoetauchen richtig, und kannst dich und deinen Körper auch gut einschätzen. Was sind aber nun die Gefahren beim Apnoetauchen? Was könnte passieren?

Gefahr 1: Fehleinschätzung des eigenen Körpers.

Das Freediving ist durch sehr große – teils anfängliche – Leistungsunterschiede gekennzeichnet. Ich hatte durchaus schon Schüler in meinen Kursen, denen das tiefere und längere Tauchen überhaupt nicht schwer gefallen ist. Andere brauchen vielleicht ein wenig länger. Die Sache ist aber, dass wir ausgesprochen stark auf unseren Körper angewiesen sind. Der Körper gewöhnt sich auf der einen Seite an sehr vieles. Diese Gewöhnung aber kann man nicht erzwingen oder gar abkürzen. Und genau das kann zu Schwierigkeiten führen. Tagesform abhängige Leistungsunfähigkeit oder ein genereller Übermut, kann zu einem „sich Überschätzen“ führen. Das führt dann zu gefährlichen Situationen. Man muss sich also sehr gut kennen und sich auch psychologisch an die Situation des Tauchens gewöhnen.

Gefahr 2: Teilweiser oder vollständiger Verlust des Bewusstseins.

Wie oben bereits besprochen ist die Gefahr des „sich Überschätzens“ ein teilweise oder vollständiger Verlust des Bewusstseins. Unter bestimmten ungünstigen Voraussetzungen, kann das aber auch unvorhergesehen passieren (siehe Gefahr 3 und Gefahr 4). Um uns davor zu schützen gehen wir niemals alleine tauchen und haben beim Freediving immer mindestens einen anderen Taucher dabei. Wir nennen das das „Buddy- System“. Mit deinem „Buddy“ kannst du Sicherungstechniken und Rettungsmaßnahmen trainieren. Maßnahmen, die nicht nur das gegenseitige Vertrauen erhöhen, sondern auch die Folgen des Bewusstseinsverlusts minimieren.

Gefahr 3: Schwimmbad- Blackout.

Ein Schwimmbad-Blackout ist eigentlich eher eine Gefahr für den ungeübten Apnoetaucher und vielleicht jemanden, der sich sehr viel angelesen hat, aber bisher keinen Kurs besucht hat. Denn gerade dann werden durch falsche Atemübungen „hyperventiliert“ oder absichtlich, manchmal auch unabsichtlich, entsprechende Effekte hervorgerufen. Der Atemreiz setzt dann später ein und verhindert dann so, dass der Taucher die Warnsignale des Körpers sozusagen „überhört“.

Gefahr 4: Flachwasser- Blackout.

Der Flachwasser Blackout ist dagegen etwas anders und tritt meistens bei langen und tiefen Tauchgängen auf. Vereinfacht gesagt hat der Taucher beim Tieftauchen durch den erhöhten Gasdruck „mehr“ Sauerstoff zur Verfügung. Der Wasserdruck „drückt“ sozusagen den Sauerstoff in den Blutkreislauf. Ist der Taucher jetzt zu lange Unterwasser und verbraucht zu viel dieses Sauerstoffs, kann er dann in eine gefährliche Lage kommen, wenn er aufsteigt. Dann kehrt sich dieser Effekt nämlich wieder um und „zieht“ im schlimmsten Fall eine signifikante Menge des Sauerstoff aus dem Blut wieder heraus in die Luft in den Lungen. Die Gefahr dann einen Bewusstseinsverlust zu erleiden ist dementsprechend sehr hoch.

Gefahr 5: Hyperinflation der Lunge

Mit der Hyperinflation der Lunge ist im Allgemeinen ein „Überdehnen der Lunge“ gemeint. Diese vielleicht nicht ganz so offensichtliche Gefahr kann bei einigen Atemübungen auftreten. Viel häufiger tritt sie allerdings beim so genannten „Packen“ auf. Das ist eine Technik, die leider sehr einfach zu erlernen ist, aber sehr schnell zu Problemen führt, wenn man es richtig macht und danach sehr schnell abtaucht. Der Wasserdruck reduziert dann das Lungenvolumen entsprechend, dass Negativfolgen wie zum Beispiel

  • Bewusstseinsverlust (Synkope)
  • Lungenüberdehnung/ Lungenriss
  • Arterielle Gasembolie
  • Pneumothorax
  • Mediastinalemphysem

Und deswegen vermeiden wir das „Packen“ unter allen Umständen – zumindest im Sporttauchen.

Gefahr 6: Lungenoedeme

Die Gefahr der Lungenoedeme ist meistens gegeben, wenn der Freediver noch nicht Flexibel genug ist und Tauchgänge unterhalb des Residualvolemens der Lungen macht. Die Tiefenadaption ist entsprechend noch nicht weit genug fortgeschritten sodass der Körper sich nicht an den Umgebungsdruck anpassen kann. Das führt dazu, dass sich Risse im Lungengewebe bilden, die dann Blut eindringen lassen und zu geringerer Sauerstoffaufnahme führt. Ein genau abgestimmte Trainingsregiment verhindert dies jedoch effektiv und erlaubt dem Körper diesen Schritt unter die RV Grenze zu machen.

Gefahr 7: Umwelt

Eine weitaus größere Gefahr, die auch bei hohem Trainingslevel und auch mit Buddy auftritt, ist die Umwelt an sich. Dazu zählen natürlich auch andere Wassersportler, Tiere, Strömungen, Wetter, Temperatur etc. Diese Faktoren sind weitestgehend nicht beeinflussbar, man kann sie aber durch passendes Verhalten eindämmen. Beispielsweise sollte man bei hohem Wellengang und viel Strömung, das Tauchen im Meer vielleicht nicht in Betracht ziehen. Was genau man alles machen kann und wie du dich entsprechend verhältst lernst du natürlich im Laufe deiner Ausbildung.

Fazit

Das Freediving ist eigentlich ein sehr sicherer Sport, wenn du

  • dich der Gefahren beim Freediving bewusst bist und
  • weißt wie man diese vermeiden kann.

Überraschenderweise finde ich – als erfahrener Apnoetaucher – Boote und ganz besonders Quallen am gefährlichsten. Wer schon mal eine Begegnung mit einer Feuerqualle hatte (deren Tentakel sich genau um meinen Schnorchel und meine Oberlippe gewickelt hat), weiß was ich meine. Auch solche Begegnungen müssen nicht tödlich sein – selbst bei Würfelquallen (einer besonders giften Art) nicht, sind aber für weitaus mehr Unfälle verantwortlich als beispielsweise Haie – auch Todesfälle übrigens.

Insgesamt kann man mit den Gefahren sehr gut umgehen – gerade weil wir uns beim Freediving sehr eindringlich damit beschäftigen. Training, Sicherheitsdrills und ein „Regelwerk“ haben das Sporttauchen zu einem sehr sicheren Freizeitausgleich gemacht.

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