Einige Apnoetaucher wie auch Gerätetaucher kennen das Problem: Sie bekommen sehr schnell Infektionen im Ohr. Sei es im Ohr selbst, das Trommelfell oder „nur“ der Gehörgang. Es juckt erst, dann schmerzt es. Ans Apnoetauchen oder den Druckausgleich ist überhaupt nicht zu denken. Was kann man tun?
Was ist das Problem?
Entgegen allen Vermutungen: Meerwasser trocknet das Ohr aus. Kleine Risse bilden sich in der Haut, durch die dann Erreger eindringen können. Das verursacht dann die Infektionen im Ohr, da sich der Körper gegen diese Eindringlinge zu wehren versucht. Infektionen im Gehörgang sind daher bei Tauchern häufiger als im Mittel- oder Innenohr. Glücklicherweise ist das Ganze dann auch harmloser, solange sie sich nicht auf andere Gebiete ausbreitet.
Wer jetzt denkt: “Uhhh, Salzwasser … komm’ ich sowieso nicht so häufig in Kontakt mit.” Der hat falsch gedacht. Auch Süßwasser wirkt ähnlich. Beide tragen die schützende Fettschicht im Gehörgang ab und erhöhen den normalerweise sauren pH-Wert im Ohr. Die Oberflächen im Ohr werden also weniger sauer. Zusätzliche Effekte haben einen sehr starken Einfluss:
- Sand und Salzkristalle tragen den Ohrenschmalz ab und reizen die Haut.
- Der osmotische Effekt entzieht der Haut Wasser.
- Im Schwimmbad wirkt Chlor zusätzlich reizend.
Ergebnis ist, dass das Ohr trocken wirkt und juckt.
Was kann man tun?
- Auf keinen Fall Wattestäbchen benutzen.
Wattestäbchen schieben meistens den schützenden Ohrenschmalz (Cerumen) weiter nach hinten ins Ohr. Schlimmsten Falls landet alles direkt vor dem Trommelfell. Die Haut wird zudem weiter gereizt und ist dann noch wesentlich schlechter geschützt als vorher schon. - Das Ohr ausspülen.
Am besten spülst du das Ohr mit Trinkwasser aus. Dazu kannst du den Kopf auf die Seite legen und Wasser hereinlaufen lassen. Solltest du in tropischen Ländern unterwegs sein, solltest du abgefülltes Wasser aus der Flasche nehmen. Leitungswasser ist meistens kein Trinkwasser und eventuell kontaminiert oder stark chloriert. - Neutrales Öl oder Olivenöl ins Ohr träufeln.
Wenige Tropfen Öl (oder einen getränkter Wattebausch) reichen aus. Mit Watte oder Wattestäbchen solltest du allerdings sehr vorsichtig sein. Sie darf auf keinen Fall im Ohr bleiben, da sonst der Druckausgleich nicht funktioniert und Barotraumen entstehen können.
Wie kann ich Infektionen im Ohr vorbeugen?
Meistens reicht eine einfache Desinfektion nach dem Freediving bzw. die Tage danach. Dazu empfiehlt sich ein Alkohol-Glyerol Gemisch. Es desinfiziert und pflegt zugleich. Nur Alkohol würde natürlich auch gehen, trocknet die Haut aber zu sehr aus.
Eine Mischung, die ich (früher) gerne angewendet habe, ist eine aus Alkohol, Essig und Olivenöl. Essig senkt den PH Wert ganz natürlich, weswegen es auch Sinn ergibt, das Ohr nur mit Essig und Wasser (1:1) auszuspülen.
Was solltest du bei Infektionen im Ohr vermeiden?
- Wichtig für alle: Die Tropfen dürfen nur bei intaktem Trommelfell angewendet werden.
- Wasserstoffperoxid sollte im Ohr nicht angewendet werden.
- Borsäure-Ohrentropfen sind seit einiger Zeit verboten.
- Wenn du merkst, dass du auf irgendwelche Ohrentropfen reagierst oder sie anderweitig nicht verträgst, dann solltest du sie natürlich nicht verwenden.
- Du solltest unbedingt zum Arzt gehen, wenn:
- Wenn du starke Schmerzen hast.
- Sich das Ganze ausweitet.
- Das Gleiche gilt, wenn du eine Vorgeschichte von Entzündungen hast, oder schon Fieber, eine Mittelohrentzündung entwickelt hast. Dann brauchst du eventuell ein stärkeres, rezeptpflichtiges Antibiotikum. Hausmittel sind da fehl am Platze.
- Meistens werden die Entzündungen durch Bakterien im Wasser verursacht. Es kann aber auch sein, dass keine Entzündung vorliegt, sondern eine Fehlstellung oder Fehlbelastung des Kiefers. Dann solltest du auch unbedingt zum Arzt das abklären lassen.
Rezepte für Ohrentropfen
Du kannst folgende Mischungen ansetzten und dann in kleinen Braunglasfläschchen lagern. Durch die natürlichen Konservierungsstoffe halten sie sich meistens 6 Monate. Du solltest daher immer das Datum auf die Fläschchen schreiben.
Essigsäure-Ohrentropfen 0,7 %:
- Essigsäure (30 %) 2,4 g
- Propylenglykol 97,6 g
Mischung nach Branse-Passek und Muth:
- Eisessig 0,5 g
- Gereinigtes Wasser 2,5 g
- 2-Propanol ad 50 g
Ehm’sche Lösung:
- Eisessig 5,0 g
- Gereinigtes Wasser 10,0 g
- 2-Propanol (95 %) 85,0 g
Heidelberger Ohrentropfen (Klingmann):
- Glycerol 10,0 g
- Ethanol (90 %) ad 30,0 g
Hast du noch weitere Fragen? Hast du besonders gute Erfahrungen mit einer Mischung/ Vorgehensweise gemacht? Schreib mir sie doch in die Kommentare!