In der neuen NDR Dokumentation von Henning Rüttern „Waterwoman: Die Haie der Azoren“ trifft Anna von Boetticher auf die fabelhafte Tierwelt der Azoren. Dabei werden viele alte oder auch flüchtige Bekanntschaften Anna dazu begeistert das kleine Filmteam in die Welt mitzunehmen. Die Kamera folgt Anna von Boetticer dabei nicht nur an Land. Mit Hilfe eines bekannten Unterwasserkameramann Nuno Sa ist Anna auch Unterwasser immer voll im Bild.
Die filmreiche Landschaft, in die sich Anna von Boetticher begibt.
Die Azoren sind ein sowohl raues als auch wunderschönes Fleckchen Erde, das Anna von Boetticher sichtbar schon vor dem Filmen erkunden durfte. Mit vielen Erzählungen aus der Vergangenheit – aus eigenen Abenteuern und Begegnungen – führt sie in die einzigartige Landschaft ein. Sie besucht so beispielsweise die Inseln Faial, Santa Maria und Pico Island. Dort taucht sie mit findigen Blauhaien.
Inmitten des Atlantischen Ozeans trifft Anna von Boetticher dann auf einen Schwarm von Rochen, die an der Princess Alice Bank immer wieder zusammen kommen. Dabei wird wieder einmal deutlich wie angenehm das Freediving im Vergleich zum regulären Gerätetauchen ist. Als Apnoetaucher kommt man einfach viel näher an die Tiere heran. Unter Umständen zu nah. Auch Anna von Boetticher bekommt von einem der Rochen eine Flossenspitze übergezogen, als sie sich zu schnell, zu unvorsichtig und zu nah an das Tier heran begibt. Aber auch das steckt sie gut weg. Ist ja auch Nichts passiert – außer, dass sich der Rochen und Anna sich erschreckt haben.
Alles in Allem wird aber sehr deutlich, dass der Ökotourismus den Inseln mehr bringt. Die einzigartige Tierwelt und das gesamte Ökosystem sind so schützenswert. Die Tiere sind lebendig eben mehr wert, „als tot auf dem Teller“. Das wird auch hier dem Zuschauer sehr schnell klar.
Auf ganz besonders tragische Weise wird das auch beim Treffen von Anna von Boetticher mit den Walfänger Antero Soares und Umberto Nunes. Die zwei – deutlich über 80 Jahre – haben noch sehr lebhafte Erinnerungen an die Zeiten, in denen auf den Azoren noch aktiv Wale gefangen und geschlachtet wurden. Diese traurige Zeit lebt in alten Fotografien und Erzählungen nochmals auf.
Meinung: Was mir zum Thema Apnoetauchen dann doch aufgefallen ist …
Ja das ist das fast schon leidige Thema der bekannten übertriebenen Selbstdarstellung von Apnoetaucher*innen. Vielleicht fällt dir es beim Schauen der Dokumentation auch auf?
Ich nenne es das „Das ist ja so gefährlich, ich bin aber ja so toll“- Syndrom. Das kommt sehr häufig gerade bei vielen Apnoetaucher*innen vor, die es irgendwie zur medialer Aufmerksamkeit geschafft haben – nicht nur bei Anna. Ohne Zweifel: Anna von Boetticher hat sehr viel in ihrer Karriere erreicht und ein sehr interessantes und vielseitiges Leben. Für mich steht aber immer der Sport im Vordergrund.
Können wir das Apnoetauchen nicht einfach mal als den schönen, natürlichen Sport darstellen, der er ist? Ich habe das Freediving als wirklichen fantastischen Sport kennengelernt. Als etwas, das allen Menschen hilft mit Stress klar zukommen, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln, eigene Grenzen zu verschieben, regelrecht zu wachsen und endlich mal zu entspannen. Und da haben wir noch nicht das angesprochen, was man alles als Apnoetaucher so alles im Wasser erleben kann. (Das haben wir aber sehr gut in der Doku sehen können).
Ja all das kommt natürlich auch irgendwie durch. Aber irgendwie stellen sich Apnoetaucher*innen – wie hier Anna von Boetticher – in den Medien gerne als „Übermenschen“ dar. Etwas was nicht stimmt und auch alle Apnoetaucher*innen wissen sollten. Das Tauchen auf angehaltenem Atem ist so tief in uns verankert, dass es eigentlich nichts besonderes ist. Es „wiederzuentdecken“ vielleicht. Aber apnoetauchen können alle!
Die Doku ist sehr gelungen, sehr interessant und ein kleines Abenteuer vom heimischen Sofa aus. Aber ich fürchte immer noch, dass gerade wegen der Darstellung des Sportes (à la „ich bin ja so verrückt und das ist ja so gefährlich“), sich nicht ganz so Viele für das Apnoetauchen interessieren, wie sie es eigentlich tun würden, wenn man ihn so darstellt, wie er eigentlich ist: Der beste Sport der Welt.
Die weiteren Folgen kann man sich hier auf der Seite der ARD anschauen (zur ARD Mediathek).