Die Ama Taucherinnen – Ein Beispiel für nachhaltiges Speerfischen in Japan

Die Ama – die Frauen des Meeres – sind Teil von Japans unzähligen Traditionen, die sich über Jahrhunderte gehalten haben. Das Jagen und Sammeln in den Küstenlandschaften Japans und teils dem offenen Pazifik galt lange Zeit als sichere – und gute – Einkommensquelle. Erst durch die Neuzeit ist diese antike Tradition in Gefahr geraten. Die Taucherinnen sind und bleiben dennoch so faszinierend wie nie.

Die Ama- Taucherinnen – Frauen des Meeres

Auf der Insel Honshu liegt die östliche Küstenstadt Ise, die hauptsächlich durch den Ise- Schrein – einer der wichtigsten Heiligtümer Japans – bekannt ist. Touristen pilgern in Massen dorthin. Etwas weiter außerhalb der Stadt kann man auch eine weitere, jahrhundertealte Tradition bestaunen: Die Ama.

Ama Taucherinnen

„Ama“ steht nicht nur stellvertretend für einen Beruf, sondern auch eine Art zu leben und eine ganz besonderes kulinarisches Erlebnis. Das Fischen ohne technische Hilfsmittel wird immer noch wie früher ausschließlich von Frauen praktiziert. Ganze Ama – Klans hatten sich hier in der Vergangenheit an den Küsten niedergelassen und sie geprägt. Mittlerweile hat es viele von ihnen jedoch in die Städte gezogen – in bequemere Büros und Großstadtwohnungen. Es gibt inzwischen nicht mehr als einige hundert, die diese reichhaltige Tradition aufrecht erhalten und weiterführen.

Die Jagt im Wasser

Die Arbeit der Ama ist hart und kraftraubend. Wie kann es auch anders sein? Immerhin tauchen die Frauen bis zu 60 Mal in der Stunde, teilweise bis zu 20 Meter tief. Wer das schon mal versucht hat, weiß wie anstrengend das ist. Abgesehen davon sind einige schon weit über 60 Jahre. Demut ist hier angebracht. Aber auch das wäre nicht das erste Mal. Schon im 3. Jahrhundert gab es Aufzeichnungen von beeindruckten Reisenden, die die Frauchen sprachlos bei ihrer Arbeit beobachten und anschließend von ihnen berichteten. Vielleicht der Ursprung der Nixen- Sagen? Möglich wär‘ s!

Meistens in zwei Tauchgängen – am Morgen und am Nachmittag – , suchen die Taucherinnen nach verschiedenen Delikatessen. Meeresschnecken, Muscheln, Seeigel, Algen und insbesondere „Awabi“ – sogenannte Seeohren – stehen auf ihrer Liste. Dabei verwenden die Ama mittlerweile Neoprenanzüge – weil das 12 Grad kalte Wasser ihnen dann doch zu viel ist. Früher trugen die Frauen lediglich ein traditionelles weißes Gewand, was sie vor Kälte schützen sollte. Heute tragen sie es zusammen mit einem weißen Kopftuch über dem Neoprenanzug. Das helle Weiß lässt sie unter Wasser größer erscheinen und schützt sie so vor Hai- Angriffen.

Haben sie die Muscheln gefunden, benutzen sie das „Nomi“ – ein Werkzeug ähnlich einem Meißel -, um sie von den Steinen zu lösen. An guten Tagen sammeln sie so bis zu 60kg Meeresfrüchte und verdienen durchschnittlich 500 Euro, manchmal sogar noch mehr, wenn Gourmets aus der Stadt den Fang kaufen. Nicht schlecht muss man sagen.

Die Zukunft der Ama

Das Geschäft ist jedoch hart. Das Tauchen ist anstrengend. Und die Nachfolge mehr als ungewiss. Meeresverschmutzung, Überfischung und der Klimawandel schmälern den Fang und das Einkommen. Doch das hindert einige junge Taucherinnen nicht sich gegen diesen Trend zu wehren. Denn das sind die Ama auch: Begeisterte Naturschützerinnen und Entrepreneurinnen.

Um die Populationen zu erhalten haben sich die Ama eigene Fangregelungen ausgedacht. Ist ihre Beute zu klein, wir sie wieder frei gelassen. Das geht sogar soweit, dass sie die Zahl der unter Verwendung stehenden Neoprens limitieren. Lediglich eine Ama pro Familie darf diese nutzen. Wenn das keine wirkungsvolle Methode ist Überfischung zu vermeiden.

Aber auch das reicht nicht. Neben dem fischen verarbeiten sie ihren Fang mittlerweile auch zu ganz verschiedenen Produkten und verkaufen diese über Apps und eigene Webseiten. Die verschiedenen Vertriebskanäle verhindern, dass sie ausgenutzt werden und sichert das Einkommen durch Direktvertrieb mit höheren Preisen. Sie bestimmen dadurch den Preis, die Menge und den Zeitpunkt des Angebots, das sie an die verschiedenen Fang- und Schonzeiten ausrichten.

Schließlich sind sich einige der Ama auch um das Interesse von Touristen bewusst. Mit kleinen Hotels und Restaurants versuchen einige die Fischerkultur weiter am Leben zu erhalten und junge Fischerinnen für den Job zu gewinnen. Denn ohne Nachwuchs geht es leider nicht.

Awabi Seeohren der Ama Taucherinnen
Awabi Seeohren aus dem Fang der Ama Taucherinnen
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Ama Taucherinnen in ihrer traditionellen Arbeitsbekleidung
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