In der Regel scheitern Anfänger im Apnoetauchen – wenn sie überhaupt Schwierigkeiten im Level 1 Kurs haben – an Problemen mit dem Druckausgleich. Entgegen der Annahme, dass „man niemals so lange die Luft anhalten kann“ ist es tatsächlich relativ selten, dass das zum Problem für den Tauchschüler wird. Das sehen wir regelmäßig in unseren Apnoe- Kursen. Überraschend, oder? Das Luft anhalten ist eigentlich nie das Problem! Das liegt an den wirkungsvollen Techniken, die wir in unseren Kursen zur Entspannung und Aktivierung vermitteln. Auch liegt das nicht zu einem unerheblichen Teil an der Physiologie des Menschen an sich. Die erlaubt es schon von sich aus länger Unterwasser zu bleiben, als die meisten Menschen für möglich halten. Beim Druckausgleich ist das meistens anders! Selbst wenn er für gewöhnlich funktioniert, kann in bestimmten Situationen versagen. Wie vermeidet man Druckausgleichsprobleme? Was kann man gegen sie tun? Wie macht man das Abenteuer Apnoetauchen zu einem sicheren Erlebnis?
Wie äußern sich Probleme mit dem Druckausgleich?
Probleme mit dem Druckausgleich während eines Tauchgangs können sich durch verschiedene Dinge bemerkbar machen. Als erstes bemerkst du relativ schnell, dass sich ein Druckgefühl „im Ohr“ bemerkbar macht. Dann kann sich dieser Druck bis hin zu stechenden Schmerzen entwickeln. Es steht außer Frage, dass an dieser Stelle, kein Apnoetaucher tiefer tauchen mag. Schließlich können sich diese Schmerzen bis hin zu einem schwerwiegenden Barotrauma entwickeln. Das Trommelfell reißt dann oder das Mittelohr füllt sich mit Blut. Als leidenschaftliche Apnoe- Taucher, die auch wohl noch etwas länger tauchen mögen, wollen wir so was natürlich unter allen Umständen hin vermeiden. Verletzungen, die durch das Ignorieren der Warnungen des Körpers herrühren, können eine lange Zeit der Erholung zur Folge haben, oder den vollständigen Verlust der Tauchtauglichkeit bedeuten.
Probleme mit dem Druckausgleich müssen sich aber nicht immer in einem solchen extremen Maße deutlich machen. Manchmal hat man auch „nur“ ein gelegentliches Rauschen im Ohr. Oder man hört knackende oder klickende Geräusche nach dem Tauchgang oder merkt einfach nur, dass der Druckausgleich beim Tauchen immer schwerer geht. Sie können Vorbote von gravierenderen Zwischenfällen sein, oder nur einen erhöhten Stress der involvierten Muskeln oder Organe signalisieren.
Fakt ist: Man kann und sollte auch gegen diese milden Vorboten von Problemen mit dem Druckausgleich etwas tun. Gerade besonders dann, wenn du bei uns deinen Kurs absolvierst und nur Probleme mit der Tiefe hast! Das ist bei 1 von etwa 20 Schülern der Fall. Es wäre besonders schade, wenn du wie die meisten Tauchschüler keine Probleme mit dem Luft anhalten an sich hast. Dir dann aber solche Kleinigkeiten ein Bei stellen. Du kannst zwar immer wiederkommen und das Tieftauchen immer nachholen. Aber schön ist das ja nicht. Lieber gleich alle Probleme vermeiden und alles gleich richtig machen!
Ursache für die Probleme
Ursache für die Probleme mit dem Druckausgleich ist eigentlich immer die selbe. Bereiche, die mit Luft gefüllt sind werden durch den steigenden Umgebungsdruck mit zunehmender Tiefe zusammengedrückt und brauchen dementsprechend mehr Luftvolumen dieses auszugleichen. Daher der Name „Druck- Ausgleich“. Wir gleichen immer nur den Druck aus, der sich in uns ansammelt. Dies dient der Vermeidung von zu großem Unterdruck, der – wenn er zu groß wird – das „weiche“ Gewebe und verschiedenste Organe schädigen kann. Dies geschieht durch „Überdehnen“ wie beispielsweise beim Trommelfell oder Reißen beispielsweise von verschiedenen Adern. Aufgrund des Zusammenhangs mit Druckveränderungen, nennt man diese Verletzungen auch Barotraumas. Aber dazu lernst du mehr in unseren Kursen oder Online Kursen für das Apnoetauchen.
Machen wir uns aber nichts vor: Probleme mit dem Druckausgleich sind gerade im Apnoetauchen häufig, da wir nicht wie Gerätetaucher einen „unbegrenzten“ Luftvorrat mit uns herum tragen. Und weil wir mit dem Kopf zu erst in die Tiefe tauchen. Beides erschwert für den Druckausgleich. Trotzdem funktioniert in der Regel der Druckausgleich recht zuverlässig, wenn man einmal eine gute und effektive Technik gelernt hat. Gerade auch Anfänger gewöhnen sich schnell an die Ausrüstung und die neue Umgebung, sodass der Druckausgleich meistens klappt. Doch kann er mit der Zeit nachlassen. Aus verschiedenen Gründen werden dann bestimmte Bereiche blockiert und/ oder abgeschlossen. Die „normale“ Technik wird dann nicht mehr funktionieren. In der Regel heißt das dann für die meisten Taucher dann das Ende des Tauchtages! Gerade für Anfänger eine kleine Enttäuschung, die nicht sein muss. Auch für fortgeschrittene Apnoe- Taucher kann es aber zu gleichen oder zumindest ähnlichen Probleme kommen.
Glücklicherweise kann man aber so einiges tun, um die Probleme mit dem Druckausgleich beim Apnoetauchen schon im voraus zu vermeiden.
14 Tipps, damit Probleme mit dem Druckausgleich nicht das Aus für dein Apnoe- Abenteuer bedeuten:
1) Früh und regelmäßig den Druckausgleich machen
Ein guter Tipp ist es den Druckausgleich so früh wie möglich zu machen. Gerade auf den ersten 10 bis 20 Metern ändert sich das Volumen der Luft sehr schnell. Taucht man tiefer schwächt sich dieser Effekt ab. Deswegen sollte man auf den ersten 10 Metern fast schon alle 1- 2 Meter den Druckausgleich machen. Vergisst man einen, oder machen einen zu spät kann es sein, dass sich die sogenannten eustachischen Röhren schließen und dann nicht mehr öffnen lassen.
2) Neue und bessere Techniken zum Druckausgleich lernen
Deswegen ist es dann auch wichtig eine effektive und sanfte Technik zu beherrschen. Du solltest relativ sparsam und mit so wenig Kraft wie möglich die Luft in die Nasennebenhöhlen, das Mittelohr und die Maske drücken. Ein zu viel an Kraft kann dir nicht nur selbst Schaden zufügen, es geht durch ein „Überausgleichen“ sehr viel Luft verloren, die uns dann am Ende fehlen könnte. Neue Techniken können dir dabei helfen, das Thema Druckausgleich zu meistern und in neue Tiefen beschwerdefrei vorzudringen.
3) Nur im gesunden Zustand tauchen gehen
Hauptgrund für Probleme beim Druckausgleich und dafür das Apnoetaucher nicht tiefer tauchen können ist außerdem zu viel Schleim in der Nase. Dieser – oder eben andere Sachen, die sich so in einer gewöhnlichen Nase befinden – können Zugänge zwischen den Nasennebenhöhlen und dem Mittelohr blockieren. Der Luftfluss kommt dann zwangsläufig zum Stehen. Schlimmstenfalls drückt man dann – wenn man diesen Zustand nicht erkennt – Schleim aus der Nase in das Mittelohr hinein. Das Mittelohr könnte sich dann schwer entzünden. Du solltest also auf keinen Fall Krank oder mit einer sich bereits anbahnenden Erkältung tauchen.
4) Bestimmte Nahrungsmittel meiden
Diesen Effekt der erhöhten Schleimbildung haben auch bestimmte Nahrungsmittel. Dieser Punkt ist natürlich von Apnoe- Taucher zu Apnoetaucher unterschiedlich, die meisten reagieren aber auf bestimmte Getreideprodukte oder Milch entsprechend.
5) Allergien kennen
Solltest du eine Allergie haben, die du kennst (oder noch nicht), kann das ebenfalls zu einem kleinen Problem führen. Heuschnupfen ist meistens ärgerlich, da wir ja auch meistens im Sommer tauchen. Silikon, Neopren oder Lösungsmittel- Allergien können dir dann auch Schwierigkeiten bereiten. Du solltest also etwas auf dich achten, wenn du weißt, dass du häufig bestimmte Symptome zeigst, wenn du tauchst. Wenn sie auftreten, dann solltest du besonders vorsichtig sein. Teppiche bzw. Staub in der Wohnung bzw. offenen Bücherschränken zu Hause oder im Schlafzimmer kann auch schon mal eine direkte Ursache dafür sein!
6) Ausreichende Oberflächenpausen machen und zu viele flache Tauchgänge vermeiden
Weiterhin können zu viele Tauchgänge ohne ausreichende Oberflächenpausen dazu führen, dass sich deine Fähigkeit für einen reibungslosen Druckausgleich nach und nach verabschiedet. Durch das Tauchen mit dem Kopf nach unten entsteht ein höherer venöser Druck, der die Schleimhäute im Kopf bzw. der Nase anschwellen lassen kann. Zusammen mit einer erhöhten Schleimbildung ist das der häufigste Grund, warum Apnoe- Taucher ganz besonders Anfänger Probleme mit dem Druckausgleich bekommen.
Auf keinen Fall solltest du dich mit Hilfe von Medikamenten selbst behandeln. Gerade das Thema Nasenspray ist sehr kontrovers unter Apnoetauchern. Du solltest darauf wenn möglich verzichten, da sich dann gefährliche „Reverse Blocks“ bilden können. Durch den Druck und das Kopfübertauchen verliert das Spray manchmal auf dem Weg zurück zur Oberfläche seine Wirkung und schließt kleine Luftblasen – beispielsweise im Mittelohr – ein. Als Apnoe- Taucher kann man dann nichts andere mehr machen, als die Schmerzen und die dadurch entstehende Verletzung in Kauf zu nehmen. Je nachdem, was dann passiert, kann man für einige Wochen bzw. Monate nicht mehr Tauchen. Ein Arztbesuch und eine langwierige und Schwierige Genesung steht einem dann bevor.
Was tun, wenn die Probleme mit dem Druckausgleich immer noch bestehen?
Helfen die „Hausmittel“ nicht, die für gewöhnlich kleinere Probleme mit dem Druckausgleich beheben können wir noch in die „Trickkiste“ greifen. Einige Dinge sind dort nicht unbedingt in jedem Fall anzuwenden, können aber sehr zuverlässig zu einem besseren Gelingen des Druckausgleichs beim Apnoetauchen führen.
7) Tauche regelmäßig im Meer und meide allzu trübe Seen
Vorteil beim Tauchen im Meer ist, dass das Salzwasser das Anschwellen der Schleimhäute in der Nase vorbeugt. Die natürliche desinfizierende Wirkung (sauberen) Meerwassers hilft den meisten Freitauchern dabei von sich aus schon das Anschwellen zu vermeiden. Fast schon von alleine kommt Salzwasser beim Apnoe- Tauchen im Meer in die Maske und von dort auch in die Nase. Aber auch hier solltest du vorsichtig sein und nicht gleich das Meerwasser „durch die Nase ziehen“. Erstens kann das kalte Wasser schon recht unangenehm sein (ich weiß das, schließlich habe ich das schon gemacht). Durch Mikroben und Mikroorganismen kannst du dir aber auch eine schwere Entzündung der Nasennebenhöhlen oder der Hirnhaut einfangen. Obwohl ich damit noch keine Erfahrungen gemacht habe, habe ich schon Leute gesehen, denen das passiert ist. Leider ist das Gewebe zwischen Nasennebenhöhlen und Gehirn nicht sehr dick und widerstandsfähig, dass wir so was unter allen Umständen vermeiden sollten.
Hier in Deutschland ist das zudem der Fall, dass einige Seen nicht unbedingt sauber sind. Bemerkst du beim Tauchen ein großes Algen aufkommen, ist das erst einmal nichts schlimmes. Du kannst vielleicht nicht sehr viel sehen, weil dann die Sichtweite eingeschränkt ist. du solltest dann aber etwas aufpassen, dass du das Wasser nicht in die Nase bekommst.
8) Benutze ein Meerwasser/ Salzwasser Nasenspray
Aus dem oben beschriebenen Grund solltest du dir auch ein Meerwasser Nasenspray zulegen. Das kann dir beim Säubern und Desinfizieren der Nase helfen. Auf gar keinen Fall Alkohol oder andere Aggressive Flüssigkeiten in die Nase Sprühen.
9) Reinige die Nase mit einer Nasendusche
Dies kann man natürlich auch gleich eine Stufe weiter treiben und die Nasennebenhöhlen mit einer Nasendusche gleich ausspülen. Das sind meistens kleine 500ml Fläschchen, die man mit lau warmen Wasser und einer Salzlösung füllt. Sie kommen meistens auch gleich mit einem passenden für die Nasenlöcher. Lege den Kopf auf die Seite und lasse dann das Wasser durch die Nase laufen. Das Wasser kommt dann aus dem Mund wieder raus und durchläuft auf dem Weg bis dahin einen Großteil der Nasennebenhöhlen. Verunreinigungen werden dann mit raus gespült, je nachdem wie trocken aber alles ist, kann es aber auch einige Male brauchen, bis alles weg ist.
10) Geräte zur Inhalation von ätherischen Ölen helfen auch Probleme mit dem Druckausgleich zu vermeiden
Bei leichten Erkältungen, hartnäckigem Schleim oder Eiter in der Nase hilft auch das Inhalieren von heißem Wasserdampf mit der auch ohne ätherischen Ölen. Das reinigt die Nase, hilft der Lunge und tut sonst auch sehr gut.
11) Reinige die Ohren gründlichst
Bestimmte Verunreinigungen im Ohr oder anatomische Eigenheiten des Ohrs können sich auch in Problemen mit dem Druckausgleich äußern. Deswegen ist der Besuch des Hausarztes schon mal nicht schlecht. Er kann dir dann sagen, ob es sich um Verunreinigungen handelt und was du tun kannst, um sie zu entfernen. Für mich haben sich Ohrtropfen empfohlen. Olivenöl hilft dabei Ohrenschmalz zu entfernen, Alkohol und Essig desinfizieren das Ohr dann.
12) Klimaanlagen oder Heizungen im Winter verursachen Probleme mit dem Druckausgleich
Als äußerst problematisch haben sich auch Klimaanlagen beispielsweise im Urlaub oder zu Hause erwiesen. Klimaanlagen kühlen die Luft nicht nur, sie entziehen ihr auch sehr viel Wasser. Das kann zu sehr trockenen Schleimhäuten und zu klebrigem Schleim in der Nase führen. Das führt dann natürlich Zwangsweise zu Problemen mit dem Druckausgleich. Gleiches gilt für Heizungen im Winter.
Was kannst du tun, wenn alles hier aufgezählte nicht hilft und die Probleme mit dem Druckausgleich nicht verschwinden?
13) Druckausgleich trocken an Land trainieren
Bevor du „die Flinte ins Korn“schmeißt kannst du dir immer noch das Frenzel Manöver aneignen. Solltest du sie nicht schon von dir aus machen, können wir dir zeigen wie das Frenzel Manöver funktioniert und du es trainieren kannst. Diese ausgesprochen effiziente Technik, kann dir dann dabei helfen die Probleme zu bewältigen. Mache alle 15 Minuten – also rund 50 Mal am Tag – über einen bis drei Monate einen Druckausgleich. Das trainiert dann die beteiligten Muskeln, ganz besonders die Tube (auch „Eustachische Röhre“). Du kannst dann auch die Nase wie oben bereits besprochen mit einer Nasendusche spülen und ein leichtes Cortison- Nasenspray (nur für einige Tage) verwenden. Im Training oder bei uns in den Kursen haben wir außerdem eine Boje, mit einem Seil, an dem zu den Druckausgleich ausprobieren kannst. Du kannst dich jeder Zeit am Seil festhalten und dann so lange probieren, bis es klappt. Du kannst dich wieder einige Meter zurück bewegen, wenn du einen Druckausgleich verpasst hast und so langsam ein Gefühl für den Druckausgleich entwickeln.
14) Der Gang zum HNO Arzt
Sollte das alles nicht helfen, bleibt nur noch eines zu tun: Der Gang zum HNO- Arzt. Das ist kein Beinbruch! Aber leider können wir ohne einen funktionierenden Druckausgleich nicht Kopfüber tauchen. Bei manchen kann es klappen mit den Füßen zuerst sich am Seil der Trainingsboje herunter zu ziehen. Wenn das aber nur die einzige Möglichkeit für dich ist tiefer zu tauchen, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass der HNO Arzt sich das mal anschauen sollte. Er kann sich deine Nasennebenhöhlen und das Mittelohr genauestens und mit verschiedenen Mitteln – beispielsweise auch einem Endoskop – anschauen. Bildgebende Verfahren können beispielsweise genauestens bestimmen, welche Ursachen bei dir die Probleme hervorrufen. Es kommt nicht oft vor, aber in manchen Fällen empfiehlt sich ein kleiner ambulanter Eingriff, der die Zugänge zum Mittelohr weitet oder überstehende Hautstücke entfernt. Bevor das allerdings passiert, solltest du mindestens 3 Monate lang den trocken Druckausgleich wie oben beschrieben ausführen! Zu fast 90% gehen dann die Schwierigkeiten ohne operativen Eingriff weg.
Fazit
Wie du siehst kannst du bei Problemen mit dem Druckausgleich beim Apnoetauchen (oder auch Tauchen generell) sehr viel machen. Eine gute Strategie ist es sicherlich sich nicht alles auf einmal anzutun, sondern sich gut zu beobachten und eines nach dem anderen mal auszuprobieren. „Chronische“ Druckausgleichsprobleme sind kein Todesurteil für deine Apnoe- Taucher Karriere und können manchmal überraschend leicht gelöst werden.
Ich hoffe dir hat der Artikel über die Probleme mit dem Druckausgleich geholfen! Hast du weitere Fragen, dann kannst du einen Kommentar unten verfassen! Vielleicht ist auch ein Kurs bei uns für dich interessant?